KI in der Medizin

Ein Einblick in die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen

Guten Abend. In der heutigen Sonntags-Episode widmen wir uns dem Thema KI in der Medizin. Gesundheit ist ein Thema das jeden einzelnen von uns auf unserem Lebensweg begleitet.

Deswegen ist es wichtig sich über die Auswirkungen von KI auf das Gesundheitswesen im Klaren zu sein. Abschließend behandeln wir auch einige ethische Fragestellungen.

Überblick:

  • Digitale Organzwillinge

  • KI für das Individuum

  • KI in Krankenhäusern

  • Datenschutz und Vertrauen

Ein faszinierendes Beispiel zeigt wo die Reise hingeht:

Digitale Organzwillinge

Wie digitale Organzwillinge funktionieren:

Bio-medizin-Techniker Steven Niederen (Alan Turing Institute / Imperial College London) beschäftigt sich mit der digitalen Rekonstruierung von bestehenden Organen. Genauer genommen des Herzens.

Diese Replikas werden auch Organzwillinge genannt und helfen Wissenschaftlern virtuelle Operationen am Herzen durchzuführen und Prognosen über weitere Verläufe zu machen.

Eine sehr spannende Folgeerscheinung der digitalen Kopien ist, dass es nun möglich ist Daten der biologischen Organe in Echtzeit zu übermitteln und vom digitalen Organzwilling eine Prognose über den Verlauf zu bekommen.

Medikamente können ebenfalls getestet werden. So ist es bald für den Forscher möglich Medikamente gegen z.B Tumore durch den DOZ testen zu lassen ohne den Körper diesem Risiko auszusetzen.

Studien über den Mensch - ohne den Menschen:

Auch die Erstellung von Studien ist nicht mehr von der Teilnahme des Menschen abhängig. Digitale Zwillinge können diese Arbeit übernehmen. Das bedeutet: weniger Zeitaufwand und effizientere Forschung.

Drei Schritte zur Erstellung eines digitalen Zwillings:

  1. Was wird modelliert? Motor, Brücke oder z.B Herz

  2. Digitale Nachbildung durch zahlreiche Messungen am realen Objekt und deren Eingabe in den Computer. Beim Herzen könnten dies z.B Blutdruckaufzeichnungen sowie MRT- oder CT-Scans sein.

  3. Die Bereicherung des Systems mit neuen Daten

KI im Krankenhaus - Beispiel: Das AI Agent Hospital in Tsinghua

In Tsinghua wurde Geschichte geschrieben. Am 26. April 2025 wurde in China das erste KI-Krankenhaus eröffnet. Das Tsinghua AI-Agent Hospital ist eine hybride Einrichtung und gilt als bedeutendes Pilotprojekt für die Zusammenarbeit zwischen Menschen und KI in der Medizin.

Wie das KI Hospital funktioniert:
Das Agent-Hospital ist ein hochentwickeltes Simulationssystem, das die Entwicklung der hauseigenen KI Med Agent Zero vorantreiben soll. Es besteht aus 42 KI-Agenten, die über 21 Fachrichtungen (Kardiologie, Gastroenterologie etc.) handeln.


Es soll den ganzen Ablauf simulieren, den ein Patient auch in einem normalen Krankenhaus erwarten würde – von der Beratung bis zum Follow-up-Gespräch.
Es sollen bis zu 10.000 virtuelle (simulierte)Patienten in nur wenigen Tagen behandelt werden können. Ob das der Realität entspricht und wie umfangreich die Behandlung wirklich ist, wird sich noch herausstellen.

Testergebnisse von Med Agent Zero:

Die Testergebnisse der AI waren jedoch überraschend gut. Med Agent Zero schloss die MedQA Benchmark mit einer Genauigkeit von 93,06 % ab. Die MedQA Benchmark ist ein standardisierter Test, um die Kompetenz von KI-Modellen in der Medizin zu bewerten. Diese Testwerte weisen auf eine hohe theoretische Kompetenz hin. Unklar bleibt, ob diese sich auch auf praktische Anwendungsfälle übertragen lässt

Was sind KI-Agenten?

Ein KI-Agent verfolgt ein Ziel und hat freie Wahl, wie er dieses Ziel bestmöglich erreichen kann. Hier könnte das zum Beispiel die Ermittlung eines Behandlungsplans für einen Patienten sein.
Dieser KI-Agent kann sich mit den anderen Agenten im Krankenhaus austauschen, um sicherzugehen, dass er die richtigen Medikamente verschreibt und keine Verbindungen der Symptome des Patienten zu anderen Fachbereichen übersieht

KI für den Patienten

Was sind die Hauptprobleme der Patienten heute und wie kann KI sie lösen?
Wenn man in Deutschland zum Arzt geht und nicht privat versichert ist, hat man so einige Hürden zu überwinden, um eine gute Diagnose und entsprechende Behandlung zu erhalten.

3 Probleme im deutschen Gesundheitssystem:

1.Zeit – Die Durchschnittsdauer eines Arztgesprächs für gesetzlich Versicherte liegt laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bei circa 7,5 Minuten.

2.Geld – Dein Hausarzt bekommt pro Quartal gerade einmal 30–60 Euro für alle deine Besuche + 4-5 Euro pro Quartal für standardisierte Blutuntersuchungen. Ob du 1-mal oder 10-mal kommst, ist hierbei egal.
Das spornt die Ärzte natürlich an dich weiter zu überweisen oder dir Produkte/Medikamente zu verschreiben.

3.Wissensstand – Ärzte sind auch Menschen. Auch wenn viele von ihnen Experten im Schlussfolgern sind, ist auch dies ein Risikofaktor für eine gescheiterte Behandlung. Auch Ärzte können vergessen oder in Teilgebieten nicht ausreichend informiert sein.

Die Lösung: Schwarmintelligenz

Das Problem: Ein überlastetes System

Eine Konferenz – nur für dich

Stell dir vor, du sitzt in einem Saal, gefüllt mit hunderten Ärzten verschiedenster Fachrichtungen.

Alle diskutieren über deinen Fall.
Kardiologen, Psychologen, Internisten – alle mit einem Ziel: dir zu helfen.
So etwas wäre im akuten Krankheitsfall unbezahlbar.
Doch genau das wird durch Schwarmintelligenz in Zukunft möglich – und zwar für einige Euro.

Was ist Schwarm-KI?

Schwarm-KI basiert auf sogenannten „agentischen KI-Systemen“.
Statt nur einem großen Modell wie GPT hast du viele spezialisierte Agenten, die gemeinsam ein Ziel verfolgen – deine Diagnose, deine Behandlung, dein Wohl.

Jeder dieser Agenten übernimmt eine bestimmte Rolle:
Ein Agent analysiert deine Blutergebnisse, ein anderer kennt sich mit Hautbildern aus, der nächste ist Experte für psychische Symptome. Sie alle kommunizieren miteinander – wie Ärzte in einer echten Konferenz.

Was heute kaum genutzt wird:
Selbst moderne Modelle wie GPT werden vom Durchschnittsnutzer nur an der Oberfläche angekratzt.
In Zukunft wird die verfügbare Rechenleistung pro Individuum steigen – und mit ihr die Möglichkeiten solcher personalisierten Agentensysteme.

Wie könnte das aussehen?

Du sprichst mit der KI: Per Text, Stimme oder Video.
Sie analysiert deine Symptome, Stimme, Körpersprache.
Sie hat Zugriff auf deine Blutergebnisse, medizinische Vorgeschichte und aktuelle Beschwerden. Vielleicht sogar auf Echtzeitwerte deines digitalen Zwillings.

Dann passiert Folgendes:

  • Die Agenten diskutieren intern verschiedene Möglichkeiten.

  • Sie berechnen Wahrscheinlichkeiten für Diagnosen.

  • Sie schlagen dir Tests vor, priorisiert nach Dringlichkeit.

  • Sie erstellen dir einen personalisierten Behandlungsplan.

Das Ziel: Nicht irgendeine Lösung – sondern die beste für dich.

Und die Rolle der echten Ärzte?

Menschen werden nicht ersetzt, sondern ergänzt.

Die Rolle der Ärzte wird sich verschieben:

  • Sie werden mehr Zeit für das Zwischenmenschliche haben.

  • Sie begleiten dich durch die digitale Voranalyse.

  • Sie helfen dir, Entscheidungen zu verstehen und umzusetzen.

  • Psychologie - insbesondere der Behaviorismus - wird an Bedeutung gewinnen.

Statt reiner Diagnostik wird der Fokus mehr auf begleitende Behandlung gelenkt.

Ethik der KI im Gesundheitswesen

Ethische Fragestellungen – Die Kehrseite der Medaille

Auch wenn die vorgestellten Technologien enormes Potenzial für eine bessere und personalisierte Gesundheitsversorgung bieten, werfen sie zugleich tiefgreifende ethische Fragen auf. Diese sollten nicht nur von Politik und Wissenschaft, sondern auch von uns verstanden und aktiv mitgestaltet werden.

Hier sind 2 der wichtigsten ethischen Fragestellungen rund um KI im Gesundheitswesen:

1.Datensouveränität – Wem gehört dein Körper?

Angenommen, KI-Systeme erhalten Zugriff auf Echtzeitdaten deines Körpers – etwa über einen digitalen Zwilling oder medizinische Consumer-Hardware:
Dann ist nicht nur ersichtlich, ob du deine Medikamente eingenommen oder deine Diät eingehalten hast.
Auch dein Schlafverhalten, dein Puls bei Stresssituationen oder sogar dein emotionaler Zustand könnten rund um die Uhr von Dritten analysiert werden.

Die zentrale Frage lautet:
Wer hat Zugriff auf diese Daten und wofür werden sie verwendet?

  • Krankenkassen könnten versucht sein, Versicherungsbeiträge an dein Gesundheitsverhalten zu koppeln.

  • Arbeitgeber könnten Interesse an deiner mentalen Belastbarkeit zeigen.

  • Staaten könnten Überwachungspotenzial entdecken (etwa zur Pandemiekontrolle oder "Verhaltensoptimierung").

Hier braucht es klare gesetzliche Rahmenbedingungen, die Konsumenten vor Überwachung beschützen.

2.Halluzination & Haftung

Künstliche Intelligenz tendiert (noch) zur Halluzination. Das bedeutet ein kleiner Teil der Anfragen stößt auf völlig wirre Antworten. Das kann besonders in der Medizin zu lebensbedrohlichen Komplikationen für den Patienten führen.

Doch wer haftet in einem solchen Fall?

  • Der Arzt, der die Empfehlung der KI ungeprüft übernimmt?

  • Das Unternehmen, das die KI entwickelt oder bereitstellt?

  • Der Patient, der auf eine App vertraut?

  • Oder doch niemand, weil die rechtliche Lage unklar ist?

Bisher fehlt in vielen Ländern ein klarer rechtlicher Rahmen für die medizinische Mitverantwortung automatisierter Systeme. Die letzte Verantwortung wird in den meisten Fällen jedoch wahrscheinlich beim behandelnden Arzt liegen.

Was ist deine Meinung zur Verwendung von KI im Gesundheitswesen?

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Danke fürs Lesen. Morgen gibt es wieder tägliche News.

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Ich wünsche dir einen entspannten Sonntag und einen guten Auftakt in die Woche.

-Florian